Donnerstag, 20. Februar 2014

1914 Die Avantgarden im Kampf 2014

1914_meidner2klLudwig Meidner, Schrecken des Krieges, 1911, Feder, Pinsel auf Papier, Courtesy Skulpturenmuseum Glaskasten Marl 2014.

Bereits im August 2013 erschien im EygenArt Verlag:
33 Notate 1914.
Eine Lektüre-Empfehlung von Thilo Götze Regenbogen
Edition 7 der Folge PARALIPOMENA im EygenArt Verlag
24 S., 2 Abb., 29,7 x 21 cm, August 2013
in gestempeltem Umschlag, EUR 15.00 zzgl. Versandpauschale EUR 3,00.

Heute wurde eine auf 60 Notate erweiterte Fassung der mit 40 Seiten sehr umfangreichen Lektüre-Empfehlung aus unserer Forschungsarbeit fertiggestellt, die allen Bestellern des Paralipomana-Heftes kostenlos als pdf-Dokument übermittelt wird. Notat 21 ist zugleich die Besprechung der vorzüglichen Ausstellung in der Bonner Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland:

"21.Die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn zeigt in Zusammenarbeit mit dem Pariser Grand Palais eine Ausstellung unter dem Titel „1914. Die Avantgarden im Kampf“ , die vom 8. November 2013 bis zum 23. Februar 2014 läuft. Anhand von ca. 300 Exponaten – Gemälden, Grafiken, Skulpturen, Fotografien u.a. – untersucht die Ausstellung das Schicksal der modernen Künstler im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erblühte in Europa ein ganzer Strauß künstlerischer Avantgarde-Bewegungen, die im Kampf gegen das Althergebrachte und den Akademismus international neues Terrain eroberten. Während besonders zwischen Deutschland und Frankreich politische Feindschaft propagiert wurde, arbeiteten die Künstler über die Grenzen hinweg so eng zusammen wie nie zuvor.
Der Ausstellungsrundgang beginnt mit bedeutenden künstlerischen Standpunkten der Vorkriegszeit – von Picasso über Malewitsch, Kandinsky, Matisse, Lehmbruck bis zu Brancusi. Anschließend wird die „Avantgarde in Uniform“ porträtiert, denn zahlreiche Künstler zogen zunächst mit Begeisterung in den Krieg. Manche von ihnen – Boccioni, Macke, Marc, Gaudier-Brzeska – bezahlten dafür mit ihrem Leben. Für die Entwicklung der Moderne war der kriegsbedingte Zusammenbruch der internationalen künstlerischen Kooperation eine Katastrophe. Der dritte Teil der Ausstellung berichtet von den schweren Erschütterungen, die der Krieg schon seit dem Ende des Jahres 1914 bei vielen Künstlern auslöste. Existenzielle Erfahrungen von Leid und Zerstörung führten Maler und Zeichner wie Beckmann , Kirchner, Dix, Schiele oder Klee zu neuen bewegenden Themen und bildnerischen Verfahren. Als Abschluß des Rundgangs bieten wegweisende Werke von Duchamp, de Chirico, Mondrian und von Dada-Künstlern Perspektiven für das 20. Jahrhundert.
Sympathisch und überzeugend die entschiedene Haltung der Bundeskunsthalle (Intendant Rein Wolfs) und des renommierten Kurators Uwe M. Schneede, auf hochkarätige internationale Kunst zu setzen, also mit den damals entstandenen Werken selbst das Feld in chronologischer Folge zu akzentuieren, welches mit den Jahren um 1914-1918 gemeint ist. Die begleitende Ausstellung von Jay Winter „Vermißte Söhne: Der Krieg als Akt der Auslöschung“ macht zudem anschaulich, daß es eine Frage von Leben und Tod war, in die Schlachten dieser Zeit eingebunden zu sein und daß es eine Kontinuität der Trauer um die verschwundenen Toten als globales Thema gibt so wie dieser Krieg ein globaler gewesen ist. So macht die Hauptausstellung viele wichtige Tendenzen der Zeit simultan deutlich, ohne in der konkreten Raumfolge Verwirrung zu stiften: die Militanz Einzelner, die Internationale jeweiliger Patriotismen und der Kampf gegen den Materialismus der wilhelminischen Ära; den Zusammenbruch des Kunstsystems ab 1914 selbst auch dadurch, daß wichtige Künstler in Uniform steckten oder ins Exil getrieben wurden; die tiefgehenden Erschütterungen durch das Kriegserlebnis selbst; die exemplarischen Ansätze individuellen Neubeginns nach dem Kriege, dies alles dargestellt „in aller Komplexität an wesentlichen Kunstwerken“ (Schneede). Diese Ausstellung ist in der Auswahl und Einrichtung der Exponate eine kuratorische Meisterleistung. Und als P.S.: Daß der Museums-Shop abgeräumt wurde, ist ebenso wegweisend! "
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